Was ist mir eigentlich mein Social-Media-Konsum wert? Was ist es mir wert, wenn ich zum Beispiel bei Jan Filter im Blog was cooles lese oder mich jemand mit nem lustigen Kommentar bei Facebook so richtig zum Lachen bringt? Was ist es mir wert, wenn ich auf Youtube ein richtig gut gemachtes Video sehe, oder ne junge Band auf ihrer Website ein paar Tracks zum freien Download anbietet?
Bislang war das immer ein wenig schwierig seine Wertschätzung für solche Inhalte monetär auszudrücken. Man konnte über PayPal spenden, aber das war irgendwie doof. Man musste sich nen konkreten Betrag überlegen, wollte nicht zu geizig sein und musste dann diese umständliche Bezahl- und Weiterleitungsprozedur über sich ergehen lassen… alles nicht sehr einfach um Geld bei Kreativschaffenden zu lassen.
Die Contentindustrie (Plattenlables, Filmstudios, Verlage) – auch liebevoll Contentmafia genannt – basht seit Jahren auf Internetnutzer ein, sie seien nicht bereit für konsumierte Inhalte Geld auszugeben. Aber ist das so? Oder war es bislang einfach nur nahezu unmöglich?
Dass erst ein Computerhersteller kommen muss, damit inkompetente Verwerter ihr Zeug an den Mann bringen ist schon ganz schön peinlich. Und dass jetzt ausgerechnet die Macher der größten Internettauschbörse thepiratebay.org mit Flattr ein Revenue-Modell für Content auf den Markt bringen sagt einiges über die absolute Internet-Inkompetenz der Contentmafia aus.
Doch was ist Flattr? Flattr ist im Prinzip „Mein Beitrag fürs Internet“, genauer für den Content im Netz der mir gefällt.
Nachdem man sich einen Flattr-Account zugelegt hat (das geht derzeit noch nur über Invites), zahlt man ein paar Euro auf sein Flattr Konto; aktuell gehen da leider noch ein paar Cent PayPal Gebühren runter. Danach legt man seinen monatlichen Beitrag fest, der aktuell irgendwo zwischen 2€ und 100€ liegt und dann kanns auch schon losgehen.
An vielen Stellen im Web – aktuell besonders im deutschsprachigen Raum – findet man jetzt Flattr Buttons, die man klicken kann, wenn einem was gefällt. Am Ende des Monats wird dann der Monatsbeitrag durch die Summe der Klicks geteilt und an die Accounts der „geflatterten“ überwiesen – zumindest fast, denn Flattr behält sich noch 10% ein. Was dann für den Kreativschaffenden dabei herauskommt sind dann zwar in der Regel Centbeträge, aber wenn da 800 Leute je 20 Cent überweisen, sind das immerhin 160€.
Ist das jetzt der große Wurf? Noch nicht, aber er könnte es werden. Die TAZ hat als erste Zeitung den Flattr-Button in ihre Beiträge eingebaut, viele deutsche Blogs und Podcasts haben so nen Button auf ihrer Seite und vielleicht gibts ja auch bald die Möglichkeit, dass Facebook neben den „Like“ Button auch das Knöpfchen für Flattr setzt.
Ich gehe davon aus, das Flattr noch deutlich an Bedeutung gewinnen wird. Meine Lieblings-Podcasts haben bereits Flattr integriert und da haben sich im letzten Monat über 200€ angesammelt. Geld, das so vorher nie geflossen wäre.
Flattr ist vielleicht auch ein Motor für interessante Inhalte im Netz, denn um selber von Flattr zu profitieren, muss man ja tollen Content schaffen – Flattr ist also ein Anreiz für Kreativität.
Ob ihnen der Durchbruch wirklich gelingt weiß ich nicht, aber ich würde mich freuen das zu sehen. Denn gerade für meine hochgeschätzte Contentmafia wäre es ein Schlag ins Gesicht. Die Lüge, dass Leute nicht bereit sind für gute Inhalte zu bezahlen wäre damit entgültig entkräftet. Man darf es den Menschen eben nur nicht schwer machen!