Der Amoklauf und seine politischen Folgen

Als ich gestern um kurz nach halb 10 mein RSS-Reader aufpiepte, war mein erster Gedanke „Oh mein Gott, nicht schon wieder“.
Schon wieder müssen unschuldige Menschen sterben, schon wieder sind Kinder betroffen und schon wieder ahnte ich die politische Diskussion im Anschluss daran.

Doch zunächst möchte ich den Familien der Opfer und den Schülern und Lehrern in der Schule mein Beileid aussprechen, auch wenn solche Worte wahrscheinlich den Schmerz und die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen nicht heilen können.

Was war geschehen? Ein 17 Jähriger schnappt sich die einzige von 16 Waffen seines Vaters, die nicht ordnungsgemäß im Waffenschrank weggeschlossen war, nimmt hunderte Schuss Munition und geht in seine ehemalige Realschule in Winnenden. Dort richtet er acht Schülerinnen und drei Lehrerinnen teilweise mit geziehlten Kopfschüssen hin. Nach bereits zwei Minuten treffen erste Polizeieinheiten ein und der Junge flüchtet. Dabei erschießt er einen weiteren Mann und kidnappt ein Auto. Irgendwann kommt er von der Fahrbahn ab und lässt den Wagen und den Fahrer zurück, welcher daraufhin die Polizei alarmiert. An einem Autohaus in Wendlingen tötet er zwei weitere Menschen, schießt zwei Polizisten an und stirbt dann im Schusswechsel mit der Polizei.

Die politische Landschaft reagiert wie immer, bestürzt und mit völlig schwachsinnigen Forderungen.
Schulen zu Hochsicherheitszentren ausbauen? Einlasskontrollen? Gewalt-Computerspiele verbieten?

Heute war dann zu lesen, dass Tim K. wohl auch Counter-Strike auf seinem Computer haben soll. Allerdings hat das wohl so ziemlich jeder Computerspieler in seinem Alter zumindest schon mal gespielt, wenn nicht sogar dauerhaft auf der Festplatte. Wundern würde mich, wenn er keine Spiele auf seinem PC gehabt hätte.

Und kaum ist der erste Schreck vorbei kommen wieder die ganzen CDU/CSU-Computerspiel-Experten wie Beckstein und behaupten, die Spiele seien Schuld. Langsam kann ich es nicht mehr hören, dass diese konservativen, alten Herrschaften jeden Amoklauf instrumentalisieren und zu politischen Zwecken missbrauchen. Und wenn die Spiele nicht Schuld sind, dann wenigstens die Waffengesetze…
Aber auch das ist totaler Quatsch. Wir haben in Deutschland bereits extrem schafe Waffengesetze, nur kann kein Waffengesetz verhindern, dass sich jemand nicht dran hält und seine Beretta in den Nachtschrank legt. Da nach schärferen Gesetzen oder gar einem Totalverbot zu schreien ist absoluter Populismus.

Mal schauen was die nächsten Tage noch so alles diskutiert wird, aber die populistischen Schreie aus der Ecke der CDU/CSU werden wohl nicht ausbleiben. Eigentlich eine Schande…

Kleiner Nachtrag:
http://blog.jan-filter.de/2009/03/12/schreckliche-taten-stereotype-reaktionen/