Forderungen nach dem Amoklauf

Gestern war die offizielle Trauerfeier nach dem Amoklauf von Winnenden. Neben Angehörigen und Freunden, kamen auch Politiker wie Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel, sowie Baden Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger.

Die Winnender Zeitung veröffentlichte zuvor einen offenen Brief von sechs Familien von getöteten Kindern, der Forderungen an die Politik enthält.

Leider scheint es, als wollten die Familien ihrer durchaus verständlichen Trauer und Wut, mit Verboten und Beschränkungen um sich werfen, obwohl ganz offensichtlich keine der genannten Forderungen (und nicht mal alle zusammen) den Amoklauf hätten verhindern können.

Ich möchte kurz klar machen, warum die angesprochenen Forderungen im Bezug auf den Amoklauf wirkungslos gewesen wären.

Schusswaffen und Sport
1.) Ausbildung mit großkalibrigen Waffen erst mit 21 statt mit 14 möglich machen!
Es ist völlig egal, ob man als 14-jähriger eine groß- oder kleinkalibrige Waffe am Schießstand bedient. Man bekommt diese Waffe eh nur am Stand in die Hand und gibt sie danach wieder ab. Außerdem ist die Frage der Ausbildung bei einer Schussdistanz von bis zu 10 Metern auf die Menschen im Klassenzimmer relativ irrelevant.
Außerdem wird gerade beim Training von Anfängern in den Vereinen sehr auf den verantwortlichen Umgang mit der Waffe geachtet.

2.) Verbot von großkalibrigen Waffen im Schießsport!
Warum? Was hat das mit dem Amoklauf zu tun? Zielt diese Forderung darauf ab, dass die Waffe mit der der Schütze gemordet hat nun gerade eine großkalibrige war? Das würde ich jetzt eher als Zufall bezeichnen. Auf jeden Fall war es nicht richtig, Waffe und Munition ungesichert rumliegen zu lassen, dabei ist das Kaliber absolut egal. Auch eine kleinkalibrige Waffe hätte auf die Entfernungen in einem Gebäude locker gereicht um ein Blutbad anzurichten.

Medien: Fernsehen
3.) Keine Gewalt im Fernsehen!
Diese Forderung finde ich absolut übertrieben. Ich will nicht immer nur Friede-Freude-Eierkuchen Sendungen gucken. Des Weiteren müsste man dann auch die Tagesschau verbieten. Den Amoklauf hätte es wohl nicht verhindert.

Medien: Computerspiele
4.) Killerspiele sollen verboten werden!
Was haben die Killerspiele mit dem Amoklauf zu tun? So ziemlich jeder Junge im alter vom Amokschützen hat wohl schon mal solche Spiele gespielt. Die große Mehrheit an Nicht-Amokläufern sollte doch schon argument genug sein. Es hat schließlich schon vor den Spielen Amokläufe gegeben und das spielen dieser Spiele ist für die heutige Jugend so normal wie Brot essen. Dass die letzten drei Amokläufer in Deutschland solche Spiele gespielt haben, ist daher so wenig verwunderlich, wie dass sie am Abend vorher Brot gegessen haben.

Medien: Chatrooms und Foren
5.) Mehr Jugendschutz im Internet!
Das Internet ist nicht so dezentral, dass eine Kontrolle entsprechend der Forderung der Familien unmöglich ist. Es ist auch gar nicht sinnvoll, da die Erziehung VOR dem Monitor stattfinden sollte, nicht erst irgendwo „im Cyberspace“.

Dann hatte ich noch irgendwo die Forderung gehört (leider weiß ich die Quelle nicht mehr), dass man die Anzahl an Waffen pro Haushalt begrenzen sollte. Auch diese Forderung ist jedoch totaler Quatsch, denn EINE nicht ordnungsgemäß aufbewahrte Waffe hat in Winnenden gereicht. Ob dann nun 2 oder 20 Waffen ordentlich weggeschlossen im Schrank stehen ist doch total egal.

Leider sind die meisten Forderungen nach Amokläufen nichts als populistische Schnellschüsse, die man mit wenigen Sekunden Denkanstrengung entkräften kann.

Der Amoklauf und seine politischen Folgen

Als ich gestern um kurz nach halb 10 mein RSS-Reader aufpiepte, war mein erster Gedanke „Oh mein Gott, nicht schon wieder“.
Schon wieder müssen unschuldige Menschen sterben, schon wieder sind Kinder betroffen und schon wieder ahnte ich die politische Diskussion im Anschluss daran.

Doch zunächst möchte ich den Familien der Opfer und den Schülern und Lehrern in der Schule mein Beileid aussprechen, auch wenn solche Worte wahrscheinlich den Schmerz und die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen nicht heilen können.

Was war geschehen? Ein 17 Jähriger schnappt sich die einzige von 16 Waffen seines Vaters, die nicht ordnungsgemäß im Waffenschrank weggeschlossen war, nimmt hunderte Schuss Munition und geht in seine ehemalige Realschule in Winnenden. Dort richtet er acht Schülerinnen und drei Lehrerinnen teilweise mit geziehlten Kopfschüssen hin. Nach bereits zwei Minuten treffen erste Polizeieinheiten ein und der Junge flüchtet. Dabei erschießt er einen weiteren Mann und kidnappt ein Auto. Irgendwann kommt er von der Fahrbahn ab und lässt den Wagen und den Fahrer zurück, welcher daraufhin die Polizei alarmiert. An einem Autohaus in Wendlingen tötet er zwei weitere Menschen, schießt zwei Polizisten an und stirbt dann im Schusswechsel mit der Polizei.

Die politische Landschaft reagiert wie immer, bestürzt und mit völlig schwachsinnigen Forderungen.
Schulen zu Hochsicherheitszentren ausbauen? Einlasskontrollen? Gewalt-Computerspiele verbieten?

Heute war dann zu lesen, dass Tim K. wohl auch Counter-Strike auf seinem Computer haben soll. Allerdings hat das wohl so ziemlich jeder Computerspieler in seinem Alter zumindest schon mal gespielt, wenn nicht sogar dauerhaft auf der Festplatte. Wundern würde mich, wenn er keine Spiele auf seinem PC gehabt hätte.

Und kaum ist der erste Schreck vorbei kommen wieder die ganzen CDU/CSU-Computerspiel-Experten wie Beckstein und behaupten, die Spiele seien Schuld. Langsam kann ich es nicht mehr hören, dass diese konservativen, alten Herrschaften jeden Amoklauf instrumentalisieren und zu politischen Zwecken missbrauchen. Und wenn die Spiele nicht Schuld sind, dann wenigstens die Waffengesetze…
Aber auch das ist totaler Quatsch. Wir haben in Deutschland bereits extrem schafe Waffengesetze, nur kann kein Waffengesetz verhindern, dass sich jemand nicht dran hält und seine Beretta in den Nachtschrank legt. Da nach schärferen Gesetzen oder gar einem Totalverbot zu schreien ist absoluter Populismus.

Mal schauen was die nächsten Tage noch so alles diskutiert wird, aber die populistischen Schreie aus der Ecke der CDU/CSU werden wohl nicht ausbleiben. Eigentlich eine Schande…

Kleiner Nachtrag:
http://blog.jan-filter.de/2009/03/12/schreckliche-taten-stereotype-reaktionen/